Mit allen Sinnen wandern
Meine Vollendung des Weges – wahrhaftig: Mein Karawanken Trail!
Ein Dorf in den Karawanken ist stark. Es trotzt äußeren Einflüssen und hat sich seine eigene Kultur und Sprache erhalten. In Zell/Pfarre–Sele/Fara lebt eine ganz einzigartige Form des Slowenischen. Dass diese kostbare Besonderheit erhalten werden muss, hat auch die Unesco erkannt: Hof- und Flurnamen – allgemein im zweisprachigen Raum Kärntens verbreitet, in Zell aber besonders reich – sind mittlerweile Teil des Weltkulturerbes und werden geschützt.
Auch anderes Kulturgut pflegen die Selaner:innen – zum Beispiel ihre Landschaft, die durch das „Schneiteln“ ihr besonderes Aussehen erhält. Die Eschen werden im Herbst stark beschnitten – das Laub, das noch an den Ästen hängt, ist kostbares Futter für Schafe und Ziegen. So wird der strenge Winter kraftvoll begonnen.
Unser Weg vom Freibacher Stausee hierher ist einer der zauberhaftesten des ganzen Karawankentrails. Alle Sinne sind auf Empfang, wenn wir im Licht- und Schattenspiel der Blätter dem plätschernden Bach durch Au-Wälder folgen, unter Erlen und Weiden mittendrin stehen und unsere Füße im klaren Wasser erfrischen. Stehen, schauen, spüren. Darum geht’s hier.
Ein uralter Weg ist das. So kamen die Menschen schon vor hunderten von Jahren nach Zell – über sieben Brücken war das die Verbindung zur Welt. Und so ist das noch heute: Am Weg sein ist am Bach sein. Dass die Landschaft hier sanfter ist, verdankt sie einem Lokalgletscher der Koschuta, der ins Freibachtal mündete.
Hier haben wir Ruhe und Muße für die besonderen Kostbarkeiten am Wegrand, wie die seltene Krainer Lilie, den Frauenschuh, das Breitblättrige Knabenkraut, die Bachnelkenwurz und all die anderen farbenprächtigen, formvollendeten Kunstwerke. Gaukelnd begleiten uns zahlreiche Schmetterlinge, die in den naturbelassenen Wiesen hier im Hochtal heimisch sind. Eine unglaubliche Vielfalt ist in dieser Umgebung heimisch: selbst Kamelhalsfliegen und Alpenböcke können wir sehen. Soviel reizvolle Natur umgibt uns hier – sie ist ein einziges großes Highlight!
Wen wir auf unserer Wanderung allerdings wohl nie zu Gesicht bekommen werden, ist der Bär. Und doch ist er hier – wir befinden uns mitten in seinem Rückzugsgebiet. Aber seine Spuren können wir finden! Und wer weiß: vielleicht finden wir bei dieser Spurensuche auch Hinweise auf anderes Leben: Jahrmillionen alt! Fossilien birgt das Gestein zwischen Trias und Jura – da kann uns schon auch mal ein Seeigel begegnen.