Von Drava zu Drau

Mein Weg, mein Fluss

Das Hühnerparadies liegt hier auf unserem Weg – Raufußhühner genauer gesagt!

Am Hühnerkogel sind die selten gewordenen Auerhühner, Birkhühner und Haselhühner zuhause. Seinen slowenischen Namen verdankt der Košenjak den weiten Wiesen (košenice) oben auf der Bergspitze. Sein zweiter Name lautet passenderweise Kokošnjak – und das bedeutet Hühnerstall.

Doch nicht nur gefiederte Besonderheiten begegnen uns hier, sondern auch eine ganz eigene geologische Mischung an Gesteinen – die ältesten rund 500 Millionen alt, die jungen (nun ja, jung in erdgeschichtlichen Dimensionen) nur gerade mal 23 Millionen Jahre.

Auf den subalpinen Wiesen ist auch eine besonders faszinierende Pflanzenwelt zu finden: Gold-Fingerkraut, Alpen-Klappertopf, Echte Arnika und Bärtige Glockenblume blühen mit dem Kochschen Enzian um die Wette.

Wandern wir von Dravograd auf den Hühnerkogel hinauf und wieder hinunter, bewegen wir uns dabei auch auf, an und über die Grenze. Zurückschauend überblicken wir, wieviel wir bereits erwandert haben. Da darf sich schon ein bisschen Stolz in uns ausbreiten!

Wir blicken auf Slowenien, wir schauen auf Österreich. Steinreich ist die Aussicht – die Schottermassen auf den Schotterterrassen, die haben Drau und Draugletscher hierher transportiert. Eindrucksvoll liegen sie vor uns, wenn wir Richtung Lavamünd vom Berg kommen. Die Drau ist auf dieser Etappe unsere stete Begleiterin, Anfangs- und Endpunkt und immerwährende Augenweide.

Nun, wo wir uns Lavamünd nähern, sollten wir aber wirklich die Augen auch noch nach anderem offenhalten – nach Schmerlaibchen und Schlüsseln.

Denn einem Bauern träumte es vor vielen Jahren, dass eine Stimme ihm sagte, er solle zum Dreifaltigkeitsfelsen, der sich bei Lavamünd aus dem Tal erhebt, gehen und dort auf einem krummen Ast einen Schlüssel finden, mit dem sich eine Pforte im Felsen öffnen lasse. Dort sei ein Schatz verborgen!

Tatsächlich fand der Bauer tags darauf den Schlüssel und die Höhle, wie es ihm geträumt hatte. Doch auweh! Es wurden die drei großen und vielversprechenden Kisten in der Höhle von einem schwarzen Hund, einer grimmigen Katze und einer dicken Schlange bewacht! Der Bauer traute sich nicht in ihre Nähe. Schon wollte er wieder gehen, da sah er an der Wand viele Schmerlaibchen hängen. Also nahm er davon eines mit – enttäuscht, dass nichts Kostbareres zu finden war.

Wieder im Ort und im Wirtshaus, warf er das Schmerlaibchen auf den Tisch und beschwerte sich: Das ist alles, was ich gefunden habe! Doch kaum hatte es die Tischplatte berührt, so platzte es, und unzählige Goldstücke rollten aus der Schmerhülle. Nun tat’s dem Bauern bitter leid, dass er nicht mehr mitgenommen hatte. Doch die glückliche Stunde, die ihm prophezeit war, war vorüber.

Eine glückliche Stunde jedenfalls für uns, wenn wir unseren abwechslungsreichen Weg vollenden und nach Lavamünd kommen. Es ist der tiefstgelegene Ort Kärntens – hier fließen alle Wasser, alle Flüsse und Bäche zusammen. Die Drau nimmt sie alle auf und trägt ihre Geschichten und Sagen mit sich weiter auf ihrer Reise nach Slowenien, zur Donau, ins Schwarze Meer.

Und mehr noch transportiert der Fluss: Seit dem Mittelalter war auf der Drau das Flößern von großer Bedeutung. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war dies ein Handelsweg, etwa für Waffen aus Ferlach, Glas aus St. Vinzenz auf der Koralpe und natürlich das Holz der Floße selbst. Dann gab‘s eine lange Pause… Seit 2004 aber haben findige Touristiker in Lavamünd die Flößerei wiederbelebt: mit zwei schwimmenden Plattformen, auf denen gegessen, getrunken, getanzt und gefeiert wird. Na dann – Ahoi!


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